Dienstag, 4. September 2007

Bis ins Fassatal: Die Fortsetzung der "Vecia Ferrovia" ist schon Radweg

Während man sich in Südtirol noch nicht ganz einig ist, wie der nicht asfaltierte Mountainbike-Trail entlang der ehemaligen Fleimstal-Bahnstrecke zu einem "echten" Radweg umgebaut werden soll, hat man im Trentino schon Nägel mit Köpfen gemacht. Ab Molina im Fleimstal verläuft die Radstrecke nach Predazzo weiter, und dann, nach einigen km Unterbrechung (hier wird gerade gebaut), geht es ab Moena im Fassatal weiter bis nach Pozza auf 1300 m.

Hintergrund: Bis 1963 verkehrte von Auer an der Südtiroler Weinstraße eine Eisenbahn über das Dorf Montan weiter nach San Lugano bis ins Trentiner Fleimstal, wo die Orte Cavalese und Predazzo bedient wurden. In Auer war der Umstieg auf überregionale und internationale Züge möglich. In den 60er Jahren wurde die Strecke stillgelegt und durch Busse ersetzt.

Jahre später wurde ein Spazierweg errichtet (im Trentiner Dialekt liebevoll "vecia ferrovia", also "alte Bahn" genannt), und die alten Tunnels wurden mit einer (etwas prekären) Beleuchtung ausgestattet, der, da nicht asphaltiert, bei Mountainbikern beliebt ist. Er durchquert auch das Natura2000-Biotop Castelfeder, und dieses Teilstück ist auch sehr umstritten, was die geplante Asphaltierung betrifft. Ich selbst bin nicht unbedingt davon überzeugt, daß die Strecke zu einem "banalen" Radweg werden sollte - davon gibt es in Südtirol eigentlich genug und dem Mountainbike sollte auch etwas eigener Raum gelassen werden. Das sehen natürlich nicht alle so, doch ich bin kein Freund des übermäßigen Zubetonierens.

Dies ist übrigens nicht die einzige Bahnstrecke in Trentino-Südtirol, die zu einem Radweg wurde. Auch am Gardasee, von Mori nach Nago und dann weiter nach Riva del Garda, gab es früher eine Bahn, die dann eingestellt wurde - gleichfalls wurde auch von Bozen ins Überetsch (bis nach Kaltern) die alte Bahnstrecke aufgelassen und in den letzten Jahren wurde daraus ein komfortabler Radweg, der durch die Orte Frangart und weiter oben Girlan bis nach St. Michael Eppan führt. Die alten Bahnstrecken eignen sich deshalb gut für Radwege, weil sie so angelegt werden mußten, daß übertriebene Steigungen, aber auch zu enge Kurven ausgespart bzw. durch aufwändige Tunnels und Viadukte überbrückt wurden. Die Radwege sind daher durchaus auch für nicht völlig durchtrainierte Biker zu bewältigen.

Samstag, 25. August 2007

Herbstradtour von Meran zum Gardasee im Trentino - Teil 1: Von Meran bis in die Bozner Gegend.

Wenn sich im September der Altweibersommer von Südtirol verabschiedet, und es im Hochgebrige zu frösteln beginnt, ist in den Tälern unten die Saison fürs Radfahren gerade in vollem Gang.

In der Talsohle des Etschtales ist es im Juli und August aufgrund der HItze nicht gerade angenehm, mit dem Rad unterwegs zu sein. In dieser Zeit sind es die Hochebenen oder das Dolomitengebiet, sowie der Vinschgau und das Pustertal, die für Radfahrer, auch für Moutain biker, intressant sind.

Doch wenn der Herbst kommt, wendet sich das Blatt: Oben auf den Höhen ist es schon zu kühl, während sich in den Tälern bei angenehmen Temperaturen das Radfahren besonders anbietet. Die Obstgärten und Weinberge beginnen schon, sich in allen Tönen zu färben, während die Ernte zu Ende geht.

Die wichtigsten Täler Südtirols und des angrenzenden Trentino haben ein gut ausgebautes Radwegenetz, wo es sich vom Autoverkehr völlig ungestört radeln lässt. Von Meran aus suchen wir den Weg, um an den Gardasee zu gelangen. Zu Beginn ist es gar nicht einfach, denn im Gegensatz zu den meisten Gegenden in Südtirol hat die Kurstadt den Aufbau des Radwegenetzes noch vor sich. Mein Tipp ist daher, gleich die Straße nach Lana zu fahren, denn hier ist der Verkehr nicht so stark und die Landschaft reizvoller. In dieser Gegend gibt es übrigens herrliche Plätze zum Törggelen, wo in dieser Jahrezeit Kastanien und Wein aus Südtirol genossen werden.

Nach wenigen Kilometern erreichen wir das Dorfzentrum und biegen in Richtung Bahnhof - Burgstall ab. Gleich nach der Brücke über die Etsch und die Schnellstraße MeBo, die Meran mit Bozen verbindet, biegt der Radweg rechts zum Bahnhof ab. Nach einer etwas seltsamen Schleife, die zuerst etwa 100 m nach Norden führt, macht der Weg eine 180-Grad-Wendung in die richtige Richtung - nach Süden. Dem Fluß Etsch folgend, teils an der Strecke der Vinschgauer Bahn gelegen, führt der nagelneue Radweg in die Bozner Gegend, mitten durch die Obstgärten des Etschtales.

Herbstradtour von Meran zum Gardasee im Trentino - Teil 2: Über Eppan und Kaltern nach Auer

Nach dem Bahnhof Sigmundskron unweit von Frangart gilt es erst einmal nach links abzubiegen, und nach etwa 100 Metern geht der Radweg wieder weiter. Vor dem Ostmagazin rechts abbiegen und 50 m weiter an der kleinen Weggabelung nochmals rechts, gleich danach folgt ein kleiner Bahnübergang.

Rechts rum oder geradeaus? Hier stellt sich die Frage, wie es weiter gehen soll. Zwei Möglichkeiten bieten sich. Erstens, den Radweg der Etsch entlang weiter zu fahren. Das ist die einfachste Lösung - es gibt keine Steigungen und der Weg ist der kürzere. Die andere Möglichkeit ist etwas ansterngender, führt aber durch eine viel reizvollere Landschaft, das Überetsch. Da wir nach den ersten 30 km noch fit genug sind, wagen wir den längeren Weg und biegen über die Holzbrücke über die Etsch gleich nach dem kleinen Bahnübergang rechts ab.

Wer nach 30 km schon eine Pause braucht, der kann das Schloss Sigmundskron besichtigen, wo sich Reinhold Messners Bergmuseum, das MMM Firmian befindet. Es geht zwar ganz schön bergauf, doch das Museum verdient sich ein paar Stunden Zeit. Die Gelegenheit, dorthin zu radeln, bietet sich, nachdem der Radweg nach einer Unterführung der Straße eine Abfahrt bietet.

Wir aber radeln nicht zum Schloß hinauf, sondern fahren den Radweg nach Eppan weiter. Eppan ist übrigens für seine vielen Burgen und Schlösser bekannt, aber auch für seinen Wein. Der Radweg führt unterhalb der Ortschaft Girlan leicht bergauf auf der ehemaligen Bahnstrecke der Überetsch-Bahn nach St. Michael Eppan. An der Kreuzung, wo nun eine Tunnelumfahrung (Achtung: nicht für Radfahrer - die können entweder den Radweg weiter oder über die alte Kreuzung fahren) besteht, gibt es die Möglichkeit, in den Ortskern von St. Michael zu fahren. Ein Abstecher lohnt sich für alle, die sich die Zeit nehmen wollen. Liebhaber des Barock ist außerdem ein Abstecher nach St. Pauls Eppan zu empfehlen: Seine imposante Pfarrkirche wird auch "Dom zu Lande" genannt.

Auf dem Radweg hngegen gibt es bald eine Kreuzung, an der die beste Gelegenheit zur Weiterfahrt erst eine Abbiegung nach rechts und dann gleich wieder nach links ist. Abwärts geht es durch ein schönes Tal mit Apfelhainen (Wegweiser Radweg Kaltern-Auer folgen), der schließlich in die Weingärten am Kalterer See führt. Der Blick über die Reblandschaft und den See, rechts davon die Orte Tramin und Kaltern - ist ein Postkartenmotiv.

Wer den See genauer entdecken will, kann den Seerundweg entlang an das Westufer fahren. Den anderen sei hingegen empfohlen, sich an der östlichen Seite zu halten, dort kommt man schneller voran, durch den Weiler Klughammer nach Auer. Kurz vor Auer wird es etwas komplizierter: Hier biegt der Radweg in eine befahrene Straße ein und es gilt, nach links dem Berg entlang zu fahren. Nach der Eisenbahn-Unterführung und der Brücke über die Etsch geht es aber schon gleich am Radweg weiter: Gleich nach der Etschbrücke rechts abbiegen.

Herbstradtour von Meran zum Gardasee im Trentino: Teil 3: Ins Trentino - Von Neumarkt bis nach Trient

Vorbei an den Orten Neumarkt und Salurn erreichen wir die Landesgrenze von Südtirol, die Salurner Klause. Wir befinden uns im bekannten Weinbaugebiet der Piana Rotaliana mit dem Hauptort Mezzocorona. Von hier aus zweigt auch das Nonstal in Richtung Westen ab, während im Osten am Fluß Avisio das Cembratal beginnt. Davon unbeeindruckt radeln wir zielgerichtet der Etsch entlang in Richtung Lavis und Trient (in den Avisio-Auen gibt es ein kleines Labyrinth, da der Radweg drei mal Richtung wechselt um den Wald und das Gewerbegebiet zu umfahren. Auf der westlichen Talseite befindet sich übrigens die Hochebene der Paganella, die bei Wanderern sehr beliebt ist.

Praktisch ist, dass der Radweg durch die Konzilstadt Trient an der Etsch verläuft. Somit gibt es hier keine nervenden Umwege, und wer die Stadt sehen will ist gleich im Zentrum. Wir fahren weiter durch das Etschtal und sehen auf der linken Seite die Festung Beseno. Jetzt haben wir schon 100 km zurückgelegt!

Herbstradtour von Meran zum Gardasee im Trentino: Teil 4: Über Rovereto und den Pass an den Gardasee

Beruhigend an der Tour ist jedenfalls, dass sie zu fast 100% an Strecken verläuft, die auch von der Eisenbahn mit Radtransport versorgt wird. Sollte es regnen oder irgendein anderes Problem geben, einfach zum nächstgelegenen Regionalbahnhof. So gut wie alle Regionalzüge der italienischen Bahn, die in Trentino und Südtirol verkehren, bieten diesen Dienst zum Tagestarif von 3,50 Euro an. Allerdings sollte man sich die Sonderkarten rechtzeitig beschaffen, da sie nicht überall erhältlich sind (z.B. am Bahnof von Meran oder Bozen erhält man sie).

Wir befinden uns in Rovereto, und das Etschtal wird erneut zu einer Weinbauregion, die Vallagarina heißt und von hier bis nach Verona reicht. Doch von der Vallagarina werden wir nicht mehr sehr viel sehen, denn schon bei Mori zweigen wir auf den Fahrradweg ins Sarca-Tal ab. Der Sarca ist der Fluß, der in den Gardasee mündet.

Die Abzweigung bei Mori befindet sich auf 160 me Meereshöhe, während sich der Pass von San Giovanni auf 272 m befindet. Also geht es über 100 m hinauf, die erste nennenswerte Steigung seit Auer. Doch stärker als die Steigung fällt die Abfahrt auf. Zuerst, bis nach Nago, ist sie schwungvoll, dann die Weiterfahrt nach Torbole (von 220 auf 66 m Meereshöhe) steil. Am Hafen vo Torbole angekommen ist es nur noch knapp mehr als ein km Radweg bis ins romantische Stadtchen Riva del Garda am nordwestlichen Punkt des Gardasees.

Man muß schon sehr gut trainiert sein, um diese Tour an einem einzigen Herbsttag zu schaffen. Günstiger und entspannender ist die Aufteilung auf zwei, oder, wenn man sie mit Sightseeing verbinden will, auf drei Tage aufzuteilen. Radwandern statt Radrennen ist angesagt.